Geschichte

Ein Hund, der nicht frisst, und eigene Erfahrungen mit Allergien motivierten Karin Elsensohn und Pascal Büttiker dazu, hochwertiges Tierfutter zu entwickeln und zu vertreiben.

Inverview mit Mathias Morgenthaler

Herr Büttiker, Sie haben in einem Treuhandbüro die Lehre gemacht und später Psychologie studiert. Wie wurden Sie zum Hundefutter-Unternehmer?

PASCAL BÜTTIKER: Als ich in Prag Psychologie studierte, entschlossen sich meine damalige Freundin und ich, einen Hund zu übernehmen, der sonst im Tierheim gelandet wäre. Unser Leben wurde dadurch komplizierter, als wir erwartet hatten. Rasco, unser Mischling unbekannter Herkunft, war ein zittriges Wesen, das einfach nicht fressen wollte. Wir probierten alles aus, aber er liess das Futter meistens stehen. Nach zwei Jahren war er stark abgemagert. Weil ich mein Studium in Edinburgh fortsetzen wollte, kam der Hund zu meiner Mutter nach Vaduz.

KARIN ELSENSOHN: Ich mochte Rasco sofort, aber er war ein typischer Studentenhund mit vielen Flausen und ich wusste, wie viel Arbeit da auf mich zukommen würde. Was das Futter betraf, war er extrem wählerisch. Ich recherchierte im Internet und entschied mich bald für biologisches, artgerechtes, rohes Futter, kurz BARF. Dabei wird dem Hund viel rohes Fleisch vorgesetzt in Kombination mit Obst und Gemüse.

Damit kam der Appetit?

PASCAL BÜTTIKER: Ja, das Barf-Futter frass Rasco mit Freude. Und mehr noch: Er wurde ausgeglichener, tigerte nicht mehr so nervös herum. Und seine allergischen Ausschläge verschwanden, was vorher auch mit hypoallergenem Hundefutter nicht gelungen war. Plötzlich erhielten wir viele Komplimente für unseren Hund. Mühsam war nur, dass wir immer nach Österreich fahren mussten, um das rohe Futter zu besorgen.

Und da dachten Sie: Warum produzieren wir das Futter nicht gleich selber?

KARIN ELSENSOHN: Genau. Ich war ja schon mit eigener Praxis selbstständig als Homöopathin, Pilates-Trainerin und Masseurin und war da entsprechend furchtlos. Ich wusste, wie befriedigend es ist, bei Null anzufangen, etwas Eigenes aufzubauen. Also sagte ich zu meinem Sohn: «Steig doch mit mir in dieses Geschäft ein!»

PASCAL BÜTTIKER: Für mich war das Timing ideal. Ich hatte meinen Master in der Tasche. Die Bewerbungsverfahren, die ich auf der Suche nach einem Job als Psychologe durchlief, machten wenig Lust auf eine Anstellung. Ich wollte mich nicht in ein enges Jobprofil einpassen. Gleichzeitig interessierte mich das Thema Ernährung seit Jahren. Ich litt selber unter Lebensmittelallergien und hatte im Rahmen meiner Masterarbeit untersucht, wie diese die Wahrnehmung und die Lebensqualität prägen.

Hatten Sie keinen Respekt davor, mit der eigenen Mutter eine Firma zu gründen?

PASCAL BÜTTIKER: Ich wusste nicht, was Selbstständigkeit bedeutet, und war entsprechend froh, dass meine Mutter sich da auskannte. Wir haben unterschiedliche Rollen in der Firma und ergänzen uns gut. Sie kümmerte sich um das Marketing, den Kundenkontakt, den kreativen Bereich. Ich war für die Produkteentwicklung verantwortlich, las Dutzende wissenschaftlicher Papers auf der Suche nach dem perfekten Nährstoffmix.

KARIN ELSENSOHN: Es war schön zu sehen, wie sehr sich mein Sohn ins Zeug legte, wie sehr es ihn packte. Auf dem Hunde- und Katzenfuttermarkt dominiert das Trockenfutter, das keine probiotischen Bakterien und weniger natürliche Nährstoffe enthält und deshalb schlechter aufgenommen werden kann. Die erhältlichen Rohfütterungsprodukte überzeugten uns nicht. Viele riechen extrem schlecht, als seien sie verdorben. So hatten wir eine grosse Motivation, Anfang 2019 mit einem eigenen Angebot zu starten. Unserem Hund zuliebe und allen anderen, die das beste Futter verdienen.

Wie fanden Sie das geeignete Rohfleisch für das Barf-Futter?

PASCAL BÜTTIKER: Wir haben alle Anbieter ausprobiert in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Rasco ist der heikelste Verkoster, den man sich vorstellen kann. Wenn er etwas nicht mag, nimmt er keinen Bissen und geht rückwärts wieder vom Futternapf weg. Nur von einer Handvoll Lieferanten hat er alles gegessen. So beziehen wir nun diese beste Qualität aus Österreich und der Schweiz.

KARIN ELSENSOHN: Wir kaufen Menus ein, die spezifisch nach unser Rezeptvorstellung produziert werden. Es ist wichtig, Mineralstoffe, Vitamine und Fettsäuren zu ergänzen, damit die Ernährung wirklich ausgewogen ist. Ich habe noch eine Ausbildung zur Ernährungsberaterin für Hunde und Katzen in Angriff genommen, um mein Wissen zu vertiefen.

PASCAL BÜTTIKER: Mir kommt es auch so vor, als hätte ich nochmals ein Studium angehängt. Über das biologische Fachwissen hinaus muss man sich auch in all die gesetzlichen Bestimmungen einarbeiten als Lebensmittel-Unternehmer.

Sie vertreiben das Fürstenmahl-Tierfutter derzeit in Liechtenstein und in der Schweiz. Reicht das aus, um zwei Löhne zu bezahlen?

KARIN ELSENSOHN: Ich habe grosses Vertrauen in unsere Qualität und unser Geschäftsmodell. Viele Besitzer entscheiden sich heute bewusster, was sie ihrem Vierbeiner vorsetzen; weil sie verstehen, dass es einen direkten Zusammenhang gibt zwischen der Qualität des Futters und der Lebensqualität des Tiers. Zwei volle Löhne brauchen wir derzeit nicht, ich habe noch meine Praxis und mein Sohn erwirbt in Teilzeit noch den Doktortitel in Prag.

PASCAL BÜTTIKER: Es ist klar unser Ziel, mittelfristig davon leben zu können. Wir haben einige Ideen, wie wir das Sortiment erweitern können. Etwa durch biologische Zeckenmittel in Form von Kräuter-Trockenshampoos.

KARIN ELSENSOHN: Ein wichtiges Thema sind auch vegane Menus. Viele, die selber auf tierische Produkte verzichten, möchten auch ihren Hunden kein rohes Fleisch vorsetzen. Zudem bieten wir DNA Tests zur Allergie- und Rassenbestimmung an. Das ist eine schöne Seite am Unternehmertum: Man arbeitet nie nur nach Businessplan. Eines ergibt das Nächste, so fallen einem Dinge zu, nach denen man nie gesucht hätte.

PASCAL BÜTTIKER: Ich fände es spannend, eines Tages nach Tschechien zu expandieren. Prag ist die Hundestadt par excellence. Und für uns würde sich ein Kreis schliessen. In Prag, wo ich den zittrigen Rasco in Empfang genommen habe, hat alles begonnen.